postheadericon Japanische Badefreuden

Ich wache früh auf. Das Timing für die Fähren ist immer etwas kritisch und entsprechend bin ich aufgeregt. Auch weiß ich nicht, wie die Buslinien so früh am Morgen fahren. Meine Sachen sind schnell gepackt. Ich trinke noch einen Tee und verabschiede mich von Polina. Sie muss auch früh an die Arbeit und hat keine Zeit sich um mich zu kümmern. An der Bushaltestelle stehen schon ein paar Personen und warten auf den Bus. Die Minuten ziehen sich und es will überhaupt kein Bus kommen. Endlich, ich sehe den Bus 63 herannahen, aber er ist schon ziemlich voll. Der Fahrer bietet mir aber einen Platz neben sich an. Welch eine Freundlichkeit. Wir fahren die mir gut bekannte Strecke in Richtung Bahnhof. Leider fahren die Busse nicht über den Bahnhofsvorplatz, sondern biegen vorher in die Stadt ab. Also muss ich ein paar hundert Meter laufen, was aber in der frischen Morgenluft kein Problem ist.

Schnell frage ich mich nach dem Minibus nach Korsakov durch. Alle Busfahrer stehen noch auf einem Haufen und palavern. Aber als immer mehr Menschen an die Minibusse kommen, bequemen sie sich endlich die Wagentüren zu öffnen. Nun gibt es eine Diskussion bezüglich meines großen Rucksackes. Als ich ihm aber anzeige, dass ich gerne zwei Sitzplätze zu je 100 Rubel kaufe, entspannt sich die Lage wieder. Mein Rucksack hat jetzt einen eigenen Sitzplatz.

Der Himmel ist grau in grau und über der Landschaft liegt Nebel. Ich denke über die lange Reise durch Russland nach. Jetzt werde ich gleich dieses Riesenland verlassen. Aber ich freue mich auch auf Japan und meine Weiterreise nach Hause. Je näher wir zur Küste kommen umso mehr klar der Himmel auf. In Korsakov fährt der Fahrer die verschiedenen Haltestellen an und lässt die Leute auf Zuruf aussteigen. An der Endhaltestelle steige auch ich aus und nun zahlen sich meine Erkundungsgänge vom Montag aus. Zielsicher laufe ich zum Pier. Dort angekommen will mich die Sicherheitsbeamtin aber nicht zum Schiff durchlassen, was ich direkt vor mir an der Anlegestelle sehe. Sie schickt mich in das Nebengebäude. Natürlich! Hier wird die Passkontrolle und der Zoll abgewickelt. In der Baracke sitzt der Grenzbeamte und kontrolliert genau den Pass und als ich das Stempeln höre bin ich erleichtert. Es scheint alles OK zu sein. Nun wird meine Gepäck noch gescannt wie am Flughafen. Alles läuft schnell durch und ich muss nichts auspacken.

Nach mir kommt eine große Gruppe Japaner, die alle ein T-Shirt mit der Aufschrift “Sakhalin Project 2010″ tragen. Ich muss im Internet mal recherchieren, was die da gemacht haben. Wir warten in der ungemütlichen Wartehalle auf die Abfahrt des Busses zum Schiff. Nach einer Ansage, die ich nicht verstehe, werden wir nach draußen gebeten. Dort steht ein LKW, in den unser großes Gepäck verladen wird. Das Handgepäck dürfen wir behalten. Der Bus bringt uns zur Fähre und wir betreten zu Fuß die Fähre. Ich denke noch bei mir, dass wir ziemlich wenige Leute für so ein großes Schiff sind, und nun ist mir klar, warum die Fähre nur zweimal die Woche fährt. Die Nachfrage ist extrem gering. Auch gibt es keine Fahrzeuge, die auf das Schiff wollen.

In der Fähre fühle ich mich sofort nach Japan versetzt. Es gibt keine Tische und Stühle. Wir bekommen jeder ein Lunch-Paket. Die Japaner machen sich sofort an den “Betten-Bau” in den flachen Schlafbereichen. Auch ich nehme mir eine bereit liegende Decke und mache es mir auf dem Fußboden gemütlich. Das Frühstück kommt gerade recht und es schmeckt ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber gut.

Die Fähre verlässt den Hafen und ich nehme in Gedanken Abschied von Russland. Ich hatte eine wirklich schöne Zeit hier!

Draußen auf der See sind die Wellen ziemlich hoch. An Deck pfeift auch der Wind extrem. Das Schiff schwankt zwar etwas, aber es ist bei Weitem nicht schlimm. Auch wird keiner der Passagiere seekrank.

Nach gut 5 Stunden sehe ich bereits die japanische Insel Hokkaido. Dort werde ich in der nördlichsten Stadt Wakkanai an Land gehen. Die Fähre fährt ziemlich schnell in den Hafen ein und das Anlegemanöver ist sehr effizient. Schon beim Betreten des Hafenterminals sehe ich, dass ich nun wirklich in einem ganz anderen Land bin. Alles ist hell und modern. Die Zöllner sind extrem freundlich und reden mit ihren “Kunden”.

Bei der Passkontrolle wird ein Foto gemacht und die Fingerabdrücke gescannt. Danach sehe ich schon meinen großen Rucksack vor dem Zoll stehen. Die Zöllner kontrollieren das Gepäck sehr genau. Auch ich muss meinen Rucksack komplett ausräumen und der freundliche Herr schaut in jeden Beutel und jedes kleine Täschchen. Selbst vor meiner dreckigen Wäsche hat er keinen Ekel und durchsucht alles penibelst. Danach bedankt er sich bei mir für meine Kooperation und hilft mir beim Einpacken. Selbst den Weg zum Hotel erklärt er mir genau. Da Wakkanai nur ein kleines Nest ist, entschließe ich mich zu Laufen. Schon bald taucht vor mir die Bahnstation auf und kurz dahinter ist auch mein Hotel.

Im Hotel findet man meine Reservierung nicht. Aber ich habe die Online-Bestätigung auf meinem Blackberry und kann sie dem Hotelmanager zeigen. Der notiert sich schnell die Daten und heißt mich herzlich willkommen. Als er sieht, dass ich vom Tragen des Rucksacks schwitze, bringt er mir sofort ein eiskaltes Tuch, was mich herrlich erfrischt. Dann erklärt er mir noch die Annehmlichkeiten des Hotels. Wakkanai hat wegen der Vulkantätigkeiten im Norden auch heiße Quellen. Das Hotel hat ein japanisches Bad, das von diese heißen Quellen gespeist wird.

Ein erster “Stadtrundgang” fällt nüchtern aus. Hier ist nur eine kleine “Einkaufsstraße”, die aber nicht wirklich was zu bieten hat. Ich muss aber hier eine Nacht aushalten, weil ich den Gutschein für den Japan Rail Pass zu Büroöffnungszeiten eintauschen muss. In Wakkanai gibt es aber kein Büro zum Eintauschen und so muss ich das in der nächsten größeren Stadt erledigen. Dies ist Asahikawa, wo ich am nächsten Tag hinfahren werde.

Aber nun muss ich erst einmal japanisches Geld organisieren. Wakkanai hat die Post und zwei Banken, wo ich das erledigen kann. Die Banken schließen aber schon um 15:00 Uhr. Also gehe ich auf die Post. Ich habe noch US Dollar aus der Mongolei übrig, die ich jetzt in Jen tauschen möchte. Ich werde von einer netten Dame an einen Schalter begleitet. In Japan steht in jedem größeren Wartebereich vor den Schaltern immer eine nette Dame, die den Kunden hilft, den richtigen Schalter zu finden oder auch schnell kleine Auskünfte gibt. Der ältere Herr hinter dem Schalter empfängt meine 10 und 20 Dollarscheine. Die zählt er mindestens dreimal hintereinander. Ich muss auch ein Formular ausfüllen und meine Passdaten angeben. Danach holt er eine alte Geldprüfmaschine und lässt die Scheine durchlaufen. Die 20er werden akzeptiert, die 10er zurück gewiesen. Ich werde langsam nervös. Aber er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und holt ein dickes Buch und schlägt die Seite mit den Dollars auf. Dort vergleicht er die Merkmale, die dort beschrieben sind, mit meinen Scheinen. Es scheint nicht zu passen. Dann kramt er noch ein großes Poster hervor und nun scheint es besser zu stimmen. Er vergleicht und schaut, dann konsultiert er einen Kollegen, auch der prüft alles noch einmal ganz korrekt. Endlich bekomme ich die Yen ausgehändigt und wundere mich über den schlechten Kurs. Der Yen ist im Moment ungewöhnlich stark und ich habe einfach eine schlechte Zeit erwischt. Aber ich bin ja nur 4 Tage in Japan und da spielt das auch keine große Rolle.

Die Stadt ist schnell erkundet, aber ich muss ja noch meine Fahrkarte nach Asahikawa kaufen. Der Schalterbeamte ist auch wieder extrem freundlich und serviceorientiert.

Ich gehe zurück ins Hotel und beschließe mal das japanische Bad zu besuchen. Es ist getrennt nach Männern und Frauen. Die Tür zu dem Frauenbad ist durch einen PIN-Code geschützt, was mein Glück ist. In der Hotelinformation steht, dass man das Bad in dem im Zimmer bereit liegenden japanischen Anzug, der Yukata genannt wird, betreten soll. Ich ziehe das Ding an, aber Japaner scheinen etwas kleiner und dünner zu sein. Im 10. Stock suche ich den Eingang zum Bad. Überall nur japanische Schriftzeichen. Aber auf einmal sehe ich das Eingabefeld für den PIN-Code. Dies ist dann die falsche Türe und schon finde ich den Männereingang.

Drinnen sind schon viele Japaner. Ich schaue mich erst einmal in Ruhe um und beobachte die Prozeduren. Zuerst steht eine gründlich Reinigung an. Ich hatte zwar vorher schon auf dem Zimmer geduscht, aber die Reinigungszeremonie ist hier Pflicht. Dazu sitzt man in einer kleinen offenen Kabine auf einem kleinen Hocker. Vor einem stehen 5 verschieden Shampoo- und Seifenflaschen. Man seift sich mit viel Seife richtig ein und duscht sich ab. Danach darf man in das Becken mit den heißen Quellen. Das Handtuch wird mangels Ablage zusammengefaltet auf dem Kopf getragen. Das Wasser ist ziemlich heiß, fast zu heiß für mich. Aber es entspannt herrlich und tut sehr gut.

Schon nach ein paar Minuten muss ich raus. Ich gehe raus auf die Dachterrasse, wo auch die Japaner den Körper abkühlen. Sie haben in dem Bad auch eine Saunakabine, aber die ist mir zu voll. Das Bad hat die ganze Nacht offen, nur die Sauna wird nach Mitternacht abgestellt. Ich mache noch 2-3 Badegänge und fühle mich so sauber wie schon lange nicht mehr. Herrlich entspannt gehe ich zurück in mein Zimmer und ruhe mich noch ein wenig aus.

Der Hunger treibt mich wieder in die Stadt. Das Restaurant im Hotel macht nur Frühstück und Mittagessen. Also suche ich ein Restaurant. Schon nach 200 Metern entdecke ich ein Restaurant, was eine bebilderte Speisekarte hat und in dem ich auch die beiden Russen entdecke, die ich Morgens auf dem Schiff gesehen habe. Sie sind bestimmt ortskundig und hier kann ich reingehen. Die Kellner geben sich unendlich Mühe, den Gast in allen Belangen zufrieden zu stellen. Ich deute auf eine frittierte Speise und frage noch, ob es Fleisch oder Fisch ist. Ich bestelle Fleisch. Schon kurze Zeit später kommt mein Essen und es schmeckt wirklich gut. Ich muss nur wieder das Essen mit den Stäbchen üben. Aber langsam klappt das und ich bekomme sogar den Reis damit in den Mund.

Da ich morgen früh den Zug um 07:10 nehme, gehe ich früh ins Bett und schlafe sofort ein.

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