postheadericon Regen, Regen, Regen

Ich schlafe erst einmal richtig aus. Draußen regnet es immer noch in Strömen. Gegen 10:00 gehe ich ins Nachbargebäude zum Frühstücken. Galina hat schon die Tische gedeckt. Zum Frühstück gibt es Brot mit Tomate und Gurken und ich bekomme auf Nachfrage auch zwei Spiegeleier gebraten. Als “Nachtisch” gibt es Plini (Pfannekuchen) mit Marmelade. Eben alles was der Garten so her gibt. Mittlerweile möchte ich nur noch Tee trinken. Wie der Kaffee in Russland schmeckt, weiß ich gar nicht. Ich habe als Gastgeschenke für die Familien, bei denen ich übernachte, jeweils ein Päckchen Kaffee mitgenommen. Bisher haben sich alle sehr über die Aufmerksamkeit gefreut. Der deutsche Kaffee ist besonders beliebt und alle riechen sofort an dem duftenden Kaffee.

Ich bin noch alleine im Frühstücksraum und Galina probiert ein wenig russische Kommunikation mit mir, die aber wegen meinem geringen Wortschatz sehr schnell zu Ende ist. Gerne würde ich mich fließender mit den Menschen unterhalten können.

Nun kommen zwei junge Paare aus Deutschland in den Frühstücksraum. Auch sie bekommen das gleiche Frühstück wie ich. Sie sind so in ihre Gespräche vertieft, dass sie mich gar nicht weiter beachten.

Ich trinke noch meinen Tee aus und überlege wie ich den Tag gestalten könnte. Durch den weiter heftigen Regen bleiben nicht viele Optionen. Ich gehe erst mal wieder auf mein Zimmer und schreibe noch etwas an meinen Berichten und mache es mir gemütlich beim Lesen. Gegen 14:00 lässt der Regen etwas nach und ich sehe eine Chance, doch etwas die Gegend zu erkundigen. Um auch dem Lagerkoller zu entgehen muss ich jetzt einfach mal vor die Türe, egal auch wenn es regnet. Ich ziehe mir die mitgeschleppten Regenklamotten an und laufe ins Dorf. Es gibt eigentlich nur die eine geteerte Hauptstraße, alle anderen Nebenstraßen sind unbefestigt und bei dem Regen wahre Schlammtümpel. Nur mühsam komme ich voran. Ich sehe die russisch orthodoxe Kirche und finde nur mühsam den Weg dorthin. Innen darf man keine Fotos machen, denn es sind immer einige betende Frauen in der Kirche. Seltener sehe ich auch mal Männer in der Kirche. In der Kirche steht kein Altar sondern an den Wänden hängen Bilder und Kreuze. Es gibt auch sehr viele Kerzenständer, denn die Frauen zünden in der Kirche immer eine dünne Kerze an.

Überall im Dorf entstehen neue Gebäude. Hier wachsen die Hotels und Pensionen für die Gäste von morgen. In einigen Fällen scheint allerdings die Finanzierung des Projektes nicht durchdacht worden zu sein . Zurück bleibt eine Bauruine die wohl Jahre lang das Dorfbild verschandeln wird.

Nun laufe ich zurück an die Uferstraße und gehe zum Hafen, dem Zentrum von Listvjanka. Eigentlich wird in den Reiseführern mehr aus dem Ort gemacht, als er wirklich ist. Wenige Häuser, ein großes Hotel und sonst nichts. Ich gehe weiter an den Hafenanlagen vorbei und entdecke den lokalen Markt. Dort stehen die Frauen und verkaufen den Omul-Fisch in verschiedenen Zubereitungen, auch getrocknet. Ich schaue mir das Ganze nur an und nehme vom Probieren Abstand. Bisher bin ich ohne Magen-Darm-Probleme und das soll auch so bleiben. An weiteren Tischen werden kitschige Souvenirs verkauft. Ich finde aber so gar nichts, was ich den Lieben daheim mitbringen könnte.

Es regnet nicht mehr so stark und so kann ich ganz schnell doch noch das ein oder andere Foto schießen ohne die Kamera zu gefährden.

Langsam mache ich mich auf den Rückweg, weil es nichts mehr zu entdecken gibt. Irgendwie hatte ich nach den Beschreibungen im Reiseführer mehr vom Baikalsee erwartet.

Im Hotel hänge ich erst mal die nassen Klamotten zum Trocknen auf, damit ich sie nicht morgen nass in den Rucksack packen muss. Der Rest des Abends verläuft unspektakulär. Ich mache ein Nachmittagsschläfchen und lese ein Buch über die Lehren des Buddha. Morgen geht es wieder zurück nach Irkutsk. Ich habe noch nicht genau entschieden ob wieder mit dem Boot oder mit dem Bus. Mal schauen wie das Wetter morgen so ist.

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