Novosibirsk II
Mitten in der Nacht kommen die Nachtschwärmer nach Hause. In der kleinen Wohnung hört man jedes Wort, aber Elena hat schon vorgesorgt und alle vorher die Schlafsäcke fertig machen lassen. Schnell ist wieder Ruhe und auch ich schlafe wieder ein.
Ich werde früh wach und gehe mit meinem Laptop in die Küche. Artikeltexte korrigieren (im Zug vertippt man sich bei dem Gewackel doch sehr oft), Bilder verkleinern und in Galerien hochladen, Kategorien anlegen und sortieren, etc etc. Alles braucht bei der langsamen UMTS-Internetverbindung seine Zeit und schon bald stehen die anderen auf. Elena macht wieder das Frühstück und ich muss mich beeilen, um meine beiden Artikel noch “ins Netz” zu bringen. Wieder frühstücken wir auf dem Boden. Heute werden wir getrennte Programme haben: die Studenten wollen mit Elenas Tochter und Eva Fahrrad durch die Stadt fahren, ich werde mit Elena in den Zoo gehen. Den will sie mir unbedingt noch zeigen. Wir fahren mit den Bus zum Zoo. Ich kenne nun schon die Prozeduren ganz gut. In jedem Bus ist ein Schaffner oder eine Schaffnerin, die die Monatskarten kontrollieren oder gegen Bargeld die Tickets verkaufen. Das Busfahren ist unheimlich günstig, wir bezahlen meistens nur 10 oder 15 Cent. Der Preis gilt für die komplette Strecke des Busses, egal wie weit man fahren will. Irgendwann gleich sich das wohl aus.
Vor dem Zoo, der erst zwei Jahre alt ist und der auf einem sehr verwahrlosten Gelände entstanden sein soll, ist ein Riesengewimmel von Menschen. Meistens Familien mit kleinen Kindern, aber auch jede Menge Jugendliche. Ich frage mich, wie viele Jugendliche bei uns so in den Zoo gehen würden.
Wir kommen an den Käfigen vorbei, und sehr häufig habe ich Mitleid mit den armen Tieren. Sie sind in kleinen Käfigen und sehen meistens unterernährt aus. Die Eisbären sind die große Attraktion und hunderte Menschen stehen am Beckenrand und werfen den beiden Eisbären Lebensmittel zu. Wie die sich dann am Abend fühlen möchte ich gar nicht wissen. Später lese ich im Reiseführer, dass dies Russlands bester und schönster Zoo ist.
Es ziehen dunkle Wolken auf und ich frage Elena, ob wir nicht besser zurück gehen wollen. Sie will mir aber immer noch mehr von dem großen Zoogelände und den vielen Tieren zeigen.
Plötzlich regnet es heftig und wir stellen und kurz unter sehr dichte Bäume. Erst werden wir gar nicht viel nass und der Regen lässt auch bald nach. Wir laufen schnell zum Ausgang aber nun geht es erst richtig los. Wir müssen den Bus nach Hause erreichen, denn es ist schon später als geplant. Völlig durchnässt und verdreckt von dem Schlamm auf den Straßen und Bürgersteigen erreichen wir die Busstation und fahren zurück zu Elenas Wohnung. Dort muss ich mich erst einmal komplett umziehen. Ich packe meine Sachen fertig, weil um 16:00 der Fahrer kommen soll. Ein wenig früher wäre mir zwar lieber gewesen, aber Elena meint, dass ich genug Zeit hätte. Sie ruft den Fahrer noch mal an. Er wird sich nur um ein paar Minuten verspäten, beruhigt sie mich. Ich werde schon ziemlich nervös, denn wenn ich meinen Zug verpasse, muss ich eine Menge um planen.
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