Archiv für Juli 2010
Abschied
Der Samstag verging im Fluge. Am morgen bin ich schon sehr früh wach geworden, wahrscheinlich war es dann doch ein wenig Aufregung vor der großen Reise. Nach dem Frühstück habe ich dann noch die letzten Dinge am Schreibtisch erledigt, Emails beantwortet, die letzten Rechnungen überweisen etc. Dann noch schnell ein paar letzte Dinge in der Stadt besorgt.
Und nun hatte ich alle Zeit der Welt, dachte ich. Als ich dann um 17:00 mit dem Packen des Rucksacks begann schwanden die Minuten wie Eis in der Sonne und es kam leichte Panik in mir auf. Aber dank der Hilfe meiner Frau, die das alles sehr gut vorbereitet hat, hat dann doch alles in den Rucksack gepasst. Beim ersten Probetragen dachte ich, ich breche zusammen. Warum muss du eigentlich so viel Zeug mit dir rumschleppen. Auch die “Techniktasche” mit Laptop, iPad, Kamera und Zubehör wurde immer dicker und schwerer.
Die Kinder hatten dann ein “Abschieds”-Barbeque vorbereitet und ich konnte meine letzte “ordentliche” Mahlzeit zu mir nehmen. Eine klasse Idee von den Kindern!
Ab 20:00 war ich dann richtig nervös. Die Minuten verrannen nur schleppend bis zur Abfahrt zum S-Bahnhof Darmstadt-Arheilgen. Als wir mit den AUtos dort eintrafen (die ganze Familie mit meinem Gepäck hat einfach nicht in ein AUto gepasst) warten dann schon unsere Freunde, die Familie Gill, am Bahnsteig mit einer Flasche Sekt. Der Abschied war sehr herzlich und für mich auch sehr emotional. Noch nie bin ich solange von meiner Frau und meiner Familie getrennt gewesen.
Als ich dann in der S-Bahn saß legte sich meine Aufregung völlig. Nun war der Start gemacht und das Programm wird nach Plan abgespult. Durch die frühe Abreise hatte ich auch keine Sorge den Zug in Frankfurt verpassen zu können. In Frankfurt-Südbahnhof habe ich dann auch schnell den Bahnsteig gefunden, wo mein Nachtzug direkt nach Moskau abfahren würde. Kuze Zeit später hatte ich die Bestätigung auf der Anzeige. Die erste Hälfte des Zuges fährt direkt nach Kopenhagen, die hintere nach Moskau. Am gegenüberliegenden Bahnsteig gröhlten 4 total betrunkene Jugendliche.
Pünktlich um 22:18 fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Ich setzte meinen schweren Rucksack auf und suchte meinen Wagon Nr. 265. Als ich die Stufen erklommen hatte, kam mir der Schaffner entgegen und ich musste nochmal rückwärts aussteigen. Durch den hohen Schwerpunkt des Rucksacks verlor ich fast das Gleichgewicht und nur mit Mühe konnte ich einen Sturz auf den Bahnsteig verhindern. Dann wollte der Schaffner auch noch vor dem Zug meine Fahrkarte sehen, die ich natürlich tief unten in meiner Umhängetasche verstaut hatte. Er nahm mir dann die Fahrkarte ab und sagte mir in Moskau würde ich sie zurück bekommen. Keine Ahnung warum das so gemacht wird. Bei den nächsten Zugfahrten weiss ich das jetzt. Kontrolliert wird immer VOR dem Zug und nicht im Zug!
Der Gang zum Abteil war so schmal, dass mein Rucksack auf beiden Seiten die Wände berührt hat. Zum Glück kam mir niemand entgegen. Die Nummer des Abteils war schnell gefunden und ich klopfte an die verschlossene Türe. Als ich die Türe öffnete war ich ziemlich überrascht. Im untersten Bett schlief eine ältere Frau, die mindestens genauso erstaunt war wie ich. Die Schalterbeamtin in Frankfurt, bei der ich die Fahrkarte gekauft habe, sagte mir nämlich, dass die Abteile anders als in Russland nach Geschlechtern getrennt sind. Aber wahrscheinlich ist der Zug wegen der Ferienzeit komplett belegt und es ergab sich damit keine andere Möglichkeit.
Ich bin dann sofort über eine Aluleiter in das oberste Bett gestiegen und nachdem die Frau das Licht ausgemacht hat auch sofort eingeschlafen.
Der Countdown läuft
Jetzt sind es noch fast auf die Minute genau 10 Tage bis zur Abreise. Die Spannung steigt allmählich und die Panik, irgendetwas in der Planung und Organisation vergessen zu haben.
Aber erst mal das Positive:
- Die Visa-Probleme haben sich dann doch irgendwie und völlig undurchsichtig in Luft aufgelöst. Der Konsulatsangehörige hat sich bei der Abholung des Passes sogar für die lange Bearbeitungszeit und die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Aber wahrscheinlich war doch alles nur ein Versehen. Im Moment ist mein Pass auf der mongolischen Botschaft in Berlin und ich rechne fest mit einer pünktlichen Rücksendung.
- Mein Freund aus Moskau hat auch alles in seiner Macht stehende getan um die Tickets zu organisieren. Nur ein Ticket ist noch offen: das Rückreiseticket aus der Mongolei zurück nach Ulan-Ude. Über das Internet habe ich herausgefunden, dass dieser Zug Nr. 5 nur Dienstags und Freitags fährt, am Dienstag ist das ein russischer Zug am Freitag ein mongolischer. Deswegen kann man wahrscheinlich auch nicht das Ticket direkt in Russland kaufen. Ich habe jetzt die Travel-Agency, die das Hostel in Ulaanbaatar betreibt, angeschrieben. Sie wollen mir das Ticket besorgen. Aber irgendwie werde ich schon aus der Mongolei zurück kommen.
- Die Fähren nach Sachalin und Japan sind auch “vorgebucht”. Ich habe zwar keine Dokumente aber Adressen von Reisebüros wo ich mich zur Abholung und Bezahlung melden soll. Das wird denke ich auch klappen.
- Den Japan Railway Pass konnte ich ohne grosse Probleme in Frankfurt im Büro von JAL am Roßmarkt kaufen.
- Die technischen Spielzeuge, die ich so alle mitnehmen will, sind auch (fast) alle geliefert. Überraschend viele Artikel waren ausverkauft und auf unbestimmte Zeit nicht verfügbar. Aber nun ist alles da. Ich habe sogar ein wundervolles iPad ergattert, das mir bestimmt gute Dienste auf der Reise erweisen wird. (Endlich habe ich dann auch mal meine komplette CD-Sammlung digitalisiert und auf das iPad gespielt!). Das iPad versetzt mich in die Lage, immer kurz meine aktuelle Position, fast auf den Meter genau, in Google Latitude zu posten. Ich habe daher hier einen neuen Menüpunkt eingefügt, wo man meine aktuelle Position in unterschiedlichen Zoomstufen anschauen kann.
- Meine Schwester, die Ärztin ist, hat mich noch ausführlich beraten und über die gesundheitlichen Risiken aufgeklärt. Die wichtigsten Medikamente habe ich bereits zusammen und kann nun beruhigt das Thema abhaken. Eine gewisse Vorsicht ist aber dennoch angeraten.
- Heute morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Lufthansa heute morgen den zweiten Airbus A380 bekommt und in München auf den Namen “München” taufen wird. Ab nächste Woche fliegt dann täglich ein A380 von Tokio nach Frankfurt. So sind meine Chancen nahezu 100 Prozent, dass ich mit dem A380 fliegen werde.
Hört sich doch gut an, aber:
- mein Schreibtisch zuhause liegt noch voll von Papieren, die ich vor der Reise noch gerne “vom Tisch” haben möchte. Im Beruf stehen auch noch ein paar wichtige Aktivitäten und Meetings an.
- Meine Liste der noch zu tätigenden Einkäufe wird immer länger, je länger ich über der Liste brüte und grübele. Wahrscheinlich wird mein Rucksack so schwer, dass ich ihn gar nicht mehr tragen kann.
- 10 Tage sind nicht mehr wirklich viel Zeit, aber mit einer genauen Detailplanung wird der Rest an Vorbereitung auch klappen.
Also trotz der verbleibenden “Problemchen” steigt die Vorfreude auf den längsten Urlaub meines Lebens. Ab jetzt werde ich wohl häufiger hier schreiben, weil es ab jetzt jede Menge zu berichten gibt.