postheadericon Erster Tag in Tschita

Nach der anstrengenden Zugfahrt schlafe ich erst einmal aus. Fast zu spät erreiche ich den Frühstücksraum, aber da Sonntag ist, habe ich wohl noch etwas Toleranzzeit bekommen. Es gibt wieder viele warme Speisen, aber es ist auch Wurst und Käse für mich dabei. Alles sieht schon fast ein wenig zu westlich aus.

Ich beschließe, weil ich ja wirklich zwei volle Tage hier in Tschita bin, noch etwas zu schlafen bevor ich die Stadt besichtige. Nachdem ich ein paar Bilder bearbeitet habe drängt es mich nun doch nach draußen. Leider ist das Wetter schlechter als ich es erwartet hatte. Leichter Nieselregen verdirbt mir etwas die Lust auf eine größere Stadtbesichtigung. So bleibe ich im Umfeld des Hotels, sehe aber einige sehr schöne Gebäude und Kirchen. Als der Regen gerade stärker wird, flüchte ich in das Bahnhofsgebäude und kann mich gleich mit den Gegebenheiten vertraut machen. Ich bin ja um Mitternacht im Dunkeln angekommen und habe bis jetzt keine Ahnung wie der Bahnhof innen aussieht. Es gibt eine riesige Schalterhalle und dann drei aufeinander folgende Warteräume. Am Ende des Gebäudes ist ein kleines Café. Die Kassiererin versteht meine Handzeichen genau und so komme ich schnell zu meinen bestellten Sachen.

Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne wagt sich jetzt etwas durch die Wolkenschleier. Mein Weg führt mich zurück zum Lenin-Platz mit der beeindruckenden Statue. Der Platz ist sehr gepflegt und überall sind schöne Blumenbeete. Die Leute halten sich wohl sehr gerne hier auf, weil die vor dem Platz verlaufene 8-spurige Straße für den Verkehr gesperrt ist. An einer Ecke des Platzes füttern die Kinder die Tauben der Stadt, die hier ein Festmahl geboten bekommen. Auch Hunde tollen frei in der Anlage rum. Keine Ahnung ob die hier wild leben oder ob Herrchen doch irgendwo in der Nähe ist.

Da es schon 18:00 Uhr ist beschließe ich zurück zum Hotel zu gehen. Das Wasser in der Dusche ist immer noch kalt. Deswegen beschwere ich mich an der Rezeption, was sich wirklich schwierig gestaltet. Die Dame kann kein Wort Englisch und ich kann mit meinen 20 Worten russisch auch nicht erklären, um was es hier geht. Ein Security-Mann eilt zu Hilfe und mit ihm als Dolmetscher wird mein Anliegen schnell klar. Ich soll auf mein Zimmer gehen und innerhalb weniger Sekunden kommt die Etagen-Dame zu mir. Sie geht in die Dusche und lässt (wie ich vorher) das Wasser ein paar Minuten laufen. Auch sie erkennt jetzt, dass sie nichts ausrichten kann und schickt mir 2 Mechaniker ins Zimmer. Die lassen das Wasser aus allen verfügbaren Rohren (Waschbecken, Dusche, Bidet) laufen. Innerhalb weniger Minuten schwimmt das ganze Bad, das Wasser ist aber immer noch eiskalt. Sie palavern die ganze Zeit, aber damit wird das Wasser auch nicht warm. Dann nehmen sie ihr Werkzeug und verschwinden. Da ich eh zum Essen gehen will, komme ich wieder an der Rezeption vorbei. Der Sicherheitsmann beruhigt mich gleich und sagt mir, dass die Mechaniker 20 Minuten für die Reparatur brauchen werden. Ich kann also ins Restaurant gehen und in Ruhe Abendessen.

Der Kellner bringt mir erst einmal die russische Karte. Aber auch hier haben sie wie in fast allen Restaurants eine übersetzte Karte. Wegen der Nähe zu China gibt es die Übersetzung auch auf Chinesisch. Ich bestelle eine kleine Vorspeise aus Champignons und eine Fleischspezialität des Hauses ohne genau zu wissen was kommt. Alles kommt sehr schön garniert und ist sehr schmackhaft. Der Service ist wirklich auf gutem Niveau und so haben sich die Kellner auch ein Trinkgeld verdient.

Zurück in der Eingangshalle des Hotels kommt der Sicherheitsmann auf mich zu und erklärt mir, dass das Wasserproblem nicht gelöst werden kann und ich deshalb in ein anderes Zimmer umziehen werde. Ich finde das eine gute Idee, wenn dort endlich warmes Wasser vorhanden ist. Als ich mein neues Zimmer betrete bin ich noch mehr überrascht, es hat einen separaten Vorraum mit Couch und im Badezimmer ist eine riesige Badewanne. Ein richtiges Luxuszimmer also. Und schon nach einigen Sekunden kommt wirklich warmes Wasser aus dem Hahn.

Nach einer ausgiebigen Dusche zappe ich noch etwas durch die ausschließlich russischen Fernsehprogramme. Es ist wirklich schwer auch nur wenige Worte zu verstehn oder der Handlung des Filmes zu folgen. Also gebe ich schnell auf und mache das Licht aus.

 

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